Jever - die Marienstadt
Es war einmal vor vielen hundert Jahren, da lebte in einem kleinen Schloss in Jever eine junge Regentin, die für ihre Heimat so viel bewegt hat, dass sie noch heute auf eine ganz besondere Weise verehrt wird.
Was für viele wie der Beginn eines Märchens klingt, ist für die Jeveraner ein wesentlicher Teil ihrer langen und wechselvollen Geschichte.
Als zweite Tochter des letzten Häuptlings Edo Wiemken des Jüngeren wurde Frouchen Maria, wie diese Regentin liebevoll von ihrem Volk genannt wurde, am 5. September 1500 geboren. Nachdem Edo Wiemken im Jahre 1511 verstarb, fiel Jever während einer Interimszeit vorübergehend an Ostfriesland, bis Fräulein Maria die Herrschaft über das Jeverland übernahm.
Ihrem Vater ließ sie 50 Jahre nach seinem Tod ein Grabmal errichten, das heute im Vorraum der Stadtkirche zu besichtigen ist und zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten unserer Stadt gehört. Im Rahmen einer Führung, die die Ev.-luth. Kirchengemeinde regelmäßig anbietet, kann dieses außergewöhnliche Edo-Wiemken-Denkmal 500 Jahre nach seinem Tod noch immer in Augenschein genommen werden.
Ein weiteres großes Kunstwerk, das wir Fräulein Maria zu verdanken haben, ist die in Eichenholz geschnitzte Kassettendecke im Audienzsaal des Schlosses, die zu den besonderen Arbeiten der niederländischen Renaissancekunst gehört.
Das größte Geschenk hat sie uns allerdings gemacht, als sie dem Flecken Jever im Jahre 1536 die Stadtrechte verliehen hat. Mit diesem Ereignis hat sie ihrer Heimat einen großen Stellenwert beigemessen und damit gleichzeitig deren Bedeutung für die gesamte Region deutlich erhöht.
Aufgrund ihrer besonderen Leistungen hat Fräulein Maria seit ihrer Regentschaft bis in die heutige Zeit in Jever eine große Rolle gespielt. Aus Anlass ihres 400. Geburtstages im Jahr 1900 wurde zu ihrem Gedächtnis das Mariendenkmal aus Bronze errichtet, das am Ausgang des Alten Marktes neben der Frl.-Marien-Straße zu finden ist.
Viele Dinge und Orte tragen ihren Namen oder werden auf eine andere Art mit ihr in Verbindung gebracht. So sollte es auch niemanden wirklich verwundern, wenn Jever weiterhin sehr häufig und voller Stolz als die Marienstadt bezeichnet wird.
Seit dem Jahr 1575 wurde Maria nicht mehr in Jever gesehen. Der Legende nach ist sie jedoch nicht gestorben, sondern in einem unterirdischen Gang im Schlosspark verschwunden. Bis zu ihrer Wiederkehr wird entsprechend ihrer Anweisung von den getreuen Jeveranern allabendlich die Marienglocke geläutet.
Und wenn sie nicht gestorben ist, dann lebt sie noch heute.